Children Who Chase Lost Voices, im Japanischen Hoshi o Ou Kodomo (星を追う子ども), was übersetzt soviel wie „Kinder, die Sterne jagen“ bedeutet, ist ein Anime aus dem Jahr 2011 von Makoto Shinkai. Dieser entstand in seiner Firma CoMix Wave Studios und lief am 7. Mai 2011 in den japanischen Kinos. Seine Deutschlandpremiere fand am 9. Juli 2012 im Hochhauskino am Steintor in Hannover statt. Makoto Shinkai reiste dafür extra aus Japan an. Veröffentlicht wurde Children Who Chase Lost Voices dann am 27. Juli 2012 bei Kazé Anime auf DVD und Blu-Ray. Man entschied sich dabei, den englischen Titel zu übernehmen. Die Free-TV Premiere fand am 14. Juni 2013 auf Super RTL als Abschluss der (vorzeitig eingestellten) Anime-Reihe. Dabei wurde der Titel von Children Who Chase Lost Voices jedoch in Die Reise nach Agartha abgeändert.
Children Who Chase Lost Voices – Die Reise nach Agartha
Children Who Chase Lost Voices beginnt in der japanischen Provinz und dreht sich um das Mädchen Asuna. Diese besitzt ein Radio, das mit einem Kristall funktioniert. Damit empfängt sie komische Töne und Melodien. Im Wald außerhalb der Stadt sitzt sie jeden Tag alleine und hört diesen Tönen zu. Auf dem Weg zu ihrem Versteck wird sie jedoch eines Tages von einem Monster angegriffen und von einem mysteriösen Jungen namens Shun gerettet. Die beiden verbringen den Nachmittag zusammen und Asuna freut sich, ihn wieder zu sehen.
Am nächsten Tag wechselt die Klassenlehrerin von Asuna in den Mutterschutz und der Vertretungslehrer Morisaki übernimmt ihre Stelle. Er erzählt den Kindern eine Geschichte über die Wiedererweckung der Toten durch den Besuch von Agartha, der Unterwelt oder ähnlichen Begriffen aus der Mythologie. Am Nachmittag macht sie sich vergeblich auf die Suche nach Shun, der jedoch nicht mehr da ist. Tags darauf wird der Klasse verkündet, dass die Leiche eines Jungen im Fluß gefunden wurde und Asuna wird sich schnell klar, dass das Shun ist. Von ihrem Lehrer erfährt sie mehr über das Land Agartha und trifft durch Zufall kurz darauf auf Shin, den jüngeren Bruder von Shun. Dieser erzählt ihr von seiner Heimat Agartha, einer Welt unter der Erde, in der es möglich sein soll, Tote wiederzubeleben. Seine Aufgabe ist es jedoch den Zugang wieder zu versperren. Die Ereignisse überschlagen sich, als eine Militärorganisation angreift um eben jenen Weg zu bestreiten. Und dann beginnt sie endlich für Asuna und auch ihren Lehrer Morisaki: Die Reise nach Agartha.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=DwxqbbMQg5A
Inspiriert von Ghibli
Children Who Chase Lost Voices ist der mittlerweile fünfte Film von Makoto Shinkai und, man muss es leider zugeben, auch sein bisher schwächster. Dies liegt vor Allem daran, das er versucht, den Ghibli Studies bzw. Hayao Miyazaki nachzueifern und sich im Kopieren verrennt. So finden sich viele Stilelemente von Ghibli-Produktionen wieder. Agartha und die Quetcal Quatel erinnern vor allem an Laputa und die Roboter in Das Schloss im Himmel und Asuna erinnert mir ihrem Aussehen sehr an Kiki. Shin sieht, speziell im späteren Verlauf, sehr wie Prinz Arren aus Die Chroniken von Erdsee aus und auch die Kleidung wirkt wie aus diesem Film. Selbst die populäre Botschaft, die Umwelt zu schützen, findet sich wieder. Das soll nicht heißen, dass Children Who Chase Lost Voices ein schlechter oder gar nicht sehenswerter Film ist. Die Story ist durchaus eigenständig und auch wenn Shinkai sich hat inspirieren lassen, so ist die Animation doch sehr hochwertig und ein Schmaus für die Augen. Auch die wenigen Fantasy-Wesen sind gelungen und prägen sich gut ein.
Charakterschwäche
Die Charaktere von Children Who Chase Lost Voices hingegen sind entweder gelungen, unglaubwürdig oder schlichtweg flach. Asuna z. B. wird dezent eingeführt und durch Szenen im Haushalt und in der Schule wird sie gut dargestellt. Hervorzuheben ist als Schlüsselszene wie Asuna alleine nach Hause kommt, Licht in der Wohnung sieht und voller Freude glaubt, ihre Mutter hätte eher Schluss. Doch da ist niemand und sie gesteht ein, wohl selbst vergessen zu haben, dass Licht auszuschalten. Kleine Szene, große Wirkung. Shun hingegen scheint lediglich dazu zu dienen die Geschichte in Gang zusetzen. Ist dies geschafft, wird er entsorgt (=stirbt an einer nicht näher definierten Krankheit) um Platz für Shin zu machen. Dieser tritt in Children Who Chase Lost Voices zuerst als Antagonist auf, wandelt sich jedoch, leicht ungläubig, und hilft Asuna am Ende. Morisaki hingegen schwankt zwischen einer fürsorglichen Vaterfigur, die sich um Asuna kümmert, und einem egoistischen und dauertraurigen Witwer.
Schleppendes Erzähltempo
Die Geschichte von Children Who Chase Lost Voices ist zwar nicht originell, denn man hat sie in ähnlicher Form schon einmal gesehen, aber geht doch als „in Ordnung“ durch. Leider ist sie doch sehr vorhersehbar und einige Handlungsstränge verlaufen im Sand. Das Militär zu Beginn z. B. scheint als Antagonist aufgebaut zu werden, wird dann aber fallen gelassen. Diese Rolle geht dann zunächst an Shin über, der jedoch auch seine Einstellung ändert. Auf den Plan treten dann die Schattenwesen, um Spannung in die Handlung zu bringen. Denn Stellenweise verliert sich Children Who Chase Lost Voices in sich selbst. Bei der Reise durch Agartha hätte man das Erzähltempo ein wenig straffen können, um schleppendenden Passagen zu helfen.
Children Who Chase Lost Voices – Ein Fazit
Ist nun also von Children Who Chase Lost Voices abzuraten? Mitnichten! Optisch ist Children Who Chase Lost Voices ein Leckerbissen und die Geschichte ist durchaus sehenswert. Die Charaktere mögen eine große Schwachstelle sein, sind jedoch gut animiert und sie bewegen sich sehr fließend. Auch wenn Shinkai der ganz große Wurf mit Children Who Chase Lost Voices nicht gelungen ist, hat er dennoch seine Vorzüge. Vielleicht waren die Erwartungen nach dem (fast) perfekten 5cm per Seconds auch einfach zu groß.
Hätten die hier in Deutschland genau so eine tolle Spezial Edition wie in Japan, USA und Frankreich herausgebracht, dann hätte ich mir den Film gekauft. Aber auf so eine abgespeckte Fassung wie in Deutschland habe ich keine Lust!