Ein Brief an Momo (Momo no e Tegami) ist ein Anime von Hiroyuki Okiura aus dem Jahr 2011. Produziert wurde er von Production I.G. und zuerst auf mehreren Filmfestivals gezeigt, bevor er am 21. April 2012 in die japanischen Kinos kam. Im Rahmen des 14. Future Film Festivals in Italien gewann Ein Brief an Momo den Platinum Grand Prize. In Deutschland erschien der Anime am 5. September 2014 bei Universum Anime auf Blu-Ray und DVD.
Liebe Momo…
Ein Brief an Momo handelt von der elfjährigen Momo, die mit ihrer Mutter von Tokyo auf die Insel Shio zieht – von der Großstadt in ein Inseldörfchen. Diesen krassen Wandel macht sie eher widerwillig mit und hat Probleme sich an das neue, sehr viel ruhigere, Leben zu gewöhnen. Der Grund für den Umzug ist der Tod von Momos Vater, der auf einem Forschungsschiff unterwegs war. Vor seinem Tod hatten die beiden sich noch gestritten und Momos letzte Worte an ihn waren nicht gerade nett. Nach seinem Tod findet Momo noch einen angefangen Brief auf dem Schreibblock ihres Vaters – doch dieser ist nicht mal ansatzweise Fertig und enthält nur den Anfang: „Liebe Momo.“
Während Momo noch über den Brief nachdenkt, entdeckt sie in ihrer neuen Wohnung auf dem Dachboden drei komische und leicht hinterlistige Kobolde. Diese haben einen unersättlichen Appetit und können nur von Momo gesehen werden, weswegen der Rest der Insel im Geheimen von Ihnen bestohlen wird. Momo gelingt es jedoch, ihnen einen wichtigen Gegenstadt abzunehmen und sie mit leichter Erpressung ein wenig gesitteter zu machen. Angeblich stammen die drei aus einem Buch, in dem sie eingesperrt wurden. Doch das scheint nur eine Notlüge gewesen zu sein, und ihre Mission ist eine ganz andere – die irgendwie mit dem Brief zusammenhängt…
Zwei Wörter, die die Welt bedeuten
Ein Brief an Momo überrumpelt den Zuschauer zu Beginn etwas und gibt erst nach und nach mehr Informationen, warum Momo und ihre Mutter auf die Insel ziehen. Momos Verhalten, die lieber in der Stadt lebt, aber gleichzeitig mit dem Tod ihres Vaters zurechtkommen muss, ist glaubhaft dem eines typischen Teenagers nachempfunden. Der Tod ihres Vaters wäre alleine schlimm genug, doch der unschöne Abschied von ihm und der offene Brief lassen sie verwirrt zurück. Mehr als zwei Wörter sind Momo von ihrem Vater nicht geblieben. Das ihre Mutter dann alles alter hinter sich lassen will und Momo „zwingt“ mit auf die Insel zu ziehen, ist dann das Sahnehäubchen. Natürlich ist Momo emotional überfordert mit der neuen Situation und ganz so einfach lernt sie auch nicht neue Freunde auf der Insel kennen. Mit der Zeit wärmt sie jedoch auf und schließt zuerst Freundschaft mit zwei Kindern der Insel, bevor sie am Ende wirklich zur Gruppe gehört. Dies geschieht mit einer Art „Mutprobe“, auch wenn der Begriff nie fällt und nichts schlimmes dabei ist. Dieser Aufnahmeritus wird jedoch den ganzen Film über vorbereitet und schließt ihn am Ende ab.
Die anderen Charaktere werden weniger ausgeschmückt und fallen eher in notwendige Rollen. Da ist der Postbote, der zum Comic Relief beiträgt, die gütigen und keine-Fragen-stellenden Tante und Onkel, und die üblichen Inselbewohner. Etwas tiefgehender sind jedoch noch die Mutter, die als Erwachsene im stillen Trauern muss, und die drei Kobolde, die zwischen ihrer Aufgabe und dem Wunsch, Momo direkt zu helfen hin- und hergerissen sind.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=TqDD0qzmtQ0
Die Welt, die nur angedeutet wurde
Erzählerisch ist Ein Brief an Momo nichts vorzuwerfen. Die Geschichte ist zeitlich gut eingeteilt und hat keine langsamen oder zu schnellen Passagen. Der Plot mag etwas zu einfach gestrickt zu sein, aber der Fokus liegt definitiv auf der Charakterisierung von Momo. Das ist nichts schlimmes, aber leider wird die fantastische Welt nur angedeutet. Man sieht zwar die drei Kobolde immer wieder im Laufe des Films, aber das war es bis zum letzten Akt auch von der fantastischen Welt. Wie gesagt, bis zum Ende. dann explodiert die Kreativität und es tauchen viel mehr fantastische Kreaturen auf, die eigentlich viel interessanter aussehen als die drei Kobolde. Das hätte viel früher passieren können oder auch müssen, denn visuell ist der letzte Abschnitt des Films ein Fest für die Augen. Der Rest des Filmes muss sich optisch zwar nicht verstecken, denn es werden wunderschöne und mit der Hand gezeichnete Bilder verwendet. CGI wird zu 99% vermieden.
Ein Brief an Momo – Fazit
Am Ende bleibt Ein Brief an Momo ein starker Film, der sich keine großen Schwächen leistet. Zum Eintauchen in komplett fantastische Welten sollte man zwar immer zu einem Ghibli greifen, doch wer einfach einen schönen, leicht fantasievollen Anime mit einer sehr gut charakterisieren und realistischen Hauptfigur möchte, ist bei Ein Brief an Momo genau an der richtigen Adresse.
Es ist schon schade wenn nicht sogar unverschämt dass die deutsche Version (mal wieder) keine Extras wie das das Making Of (38:14 min) und das Interview mit Hiroyuki Okiura (25:00 min) beinhaltet. Wenn hier keine Special Edition wie in Frankreich herauskommt werde ich auf jeden Fall auf den Kauf verzichten. Traurig, hätte man echt besser machen können.
Hallo Politischandersdenkender! Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich glaube manchmal den Publishern ist nicht klar wie wichtig den Fans die „kleinen Extras“ sind. Der Film ist wirklich gut, aber heute erwartet man beim Kauf von DVDs/Blu-rays einfach ein bisschen mehr. 🙂
In anderen Ländern wie Großbritannien, USA gibt es auch haufenweise Bonusmaterial zu dem Film, siehe „DVD Compare.net“.
Danke für den Hinweis. =)