Die Stadt, in der es mich nicht gibt ist ein Manga von Kei Sanbe und erscheint in Japan seit 2013 unter dem Namen Boku dake ga inai machi. Tokyopop veröffentlicht den Manga seit Mai 2014 in Deutschland.
Die Stadt, in der es mich nicht gibt handelt von Satoru Fujinuma, einem erfolglosen Mangaka. Dieser hat eine ganz besondere Fähigkeit: Er kann in der Zeit zurückreisen, bzw. in manchen Situationen wird er bis zu fünf Minuten in die Vergangenheit gebracht. Dann erlebt er ohne Unterbrechung die Sitatuation erneut, bevor er eventuell wieder zurückgebracht wird. Satoru nennt dies „Rerun“ und muss während dieser Zeit herausfinden, warum er zurückgebracht wurde. Denn das, was er verhindern muss, ist nicht direkt ersichtlich, da der Rerun vor dem Unglück geschieht. So auch im ersten Rerun von Die Stadt, in der es mich nicht gibt. Satoru fährt mit dem Roller, hält an einer Ampel, sieht einen Jungen am Zebrastreifen stehen, fährt an einem LKW vorbei und dann befindet er sich wieder am Anfang. Zwar kann er das Unglück verhindern, hat jedoch einen Verkehrsunfall und landet im Krankenhaus.
Die Folgen dieses Unfalls sind weitläufig. Er freundet sich mit seiner Arbeitskollegin Katagiri an und seine Mutter zieht bei ihm ein. Zu dieser hat er eine recht schwierige Beziehung, versteht sich jedoch eigentlich recht gut mit ihr. Die Nähe zu seiner Mutter und auch der Kontakt zu Katagiri wecken zunehmend Erinnerungen an seine Kindheit, als in seiner Heimatstadt eine Mordserie an Kindern geschah. Und dann geschieht ein Rerun, den Satoru sich nicht erklären kann: Er wird gelöst, weiß aber nicht warum. Dieser öffnet jedoch die Tür zu einer Katastrophe, die den bisher weitesten Rerun von Satoru auslöst: Den Sprung zurück in seine Kindheit.
Zurück in die Vergangenheit
Die Stadt, in der es mich nicht gibt sticht positiv aus den neu erschienen Mangas hervor. Dies fängt beim Format an, welches ein wenig größer ist als das gängige Taschenbuchformat, und beginnt schon auf Seite 1 bei der Zeichnung der Charaktere. Der Leser wird direkt in die Situation von Satoru geschmissen, der die Begründungen für seine Absagen bei Verlagen im Kopf durchgeht und darüber nachdenkt. Das ist ziemlich viel innerer Monolog, der bereits zu Beginn einen dreidimensionalen Charakter zeichnet. Die Flashbacks zurück zu seiner Kindheit und die Interaktion mit seiner Mutter schmücken Satoru weiter aus. Doch auch die Mutter wird vielschichtig aufgebaut und nimmt eine entscheidende Funktion ein. Katagiri hingegen bleibt relativ farblos, erfüllt jedoch ihren Zweck. Das ist okay, da die anderen beiden Charaktere so wunderbar skizziert werden.
Apropo skizziert: Die Zeichnungen von Kei Sanbe in Die Stadt, in der es mich nicht gibt passen zur Geschichte. Hintergründe sind in den meisten Fällen vorhanden, der Zeichenstil ist realistisch und Schatten sowie Speedlines werden gezielt und gleichzeitig geschickt eingesetzt. Die Zeichnungen passen immer zur Geschichte.
Diese entwickelt sich zwar nur langsam, nimmt aber mit dieser eher gemächlichen, jedoch ausführlichen Erzählweise Züge eines Romanes an. Es werden wichtige Grundstrukturen geschaffen, die im weiteren Verlauf die Geschichte weiter tragen können. Die Stadt, in der es mich nicht gibt eignet sich daher nicht zum einfachen „runterlesen“, sondern lädt vielmehr ein, dass man sich auf den Stoff und die Charaktere einlässt. Eine Einladung, den Mord an den Grundschülern in einem Rerun wirklich aufzuklären.