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#SailorPride – 20 Jahre Sailor Moon

Wir sagen Ja zu #SailorPride und feiern 20 Jahre Sailor Moon in Deutschland: Damals hatte “Sailor Moon – Das Mädchen mit den Zauberkräften” seine Premiere im deutschsprachigen Fernsehen im ZDF und ist seit jeher ein fester Bestandteil der japanischen Popkultur in Deutschland. Viele junge Leute fanden damals über Sailor Moon zu ihrer Leidenschaft für Manga und Anime, die sie noch heute ausleben. Entstanden ist das Projekt #SailorPride durch den Einsatz der SailorMoonGerman Community, die den Stolz des Fandoms zeigen wollte. Auch wir sind stolz darauf Moonies zu sein und haben in einem Interview gemeinsam mit Simone (aka Heartaches) und Stavros (Inhaber von SailorMoonGerman) einen Rückblick auf 20 Jahre Sailor Moon in Deutschland geworfen.

Wie alles begann…

Viele junge Menschen haben vor 20 Jahren durch „Sailor Moon“ ihre Liebe zu Manga und Anime entdeckt. Hätte es eurer Meinung nach ohne „Sailor Moon“ einen solchen Manga- und Anime-Boom in Deutschland gegeben?
Heartaches: Ich glaube, durch „Pokémon“ und „Dragonball“ wären schon einige Anime- und Mangafans herangewachsen – die, die bis heute keine Folge „Sailor Moon“ gesehen haben und vielleicht generell nicht auf Magical Girls stehen. Doch durch „Sailor Moon“ kam richtig viel ins Rollen, alleine Serien wie „Wedding Peach“, zum Beispiel.
SailorMoonGerman: Ich sehe es genauso. Spätestens mit Serien wie „Pokémon“ oder „Dragonball Z“ wäre vielleicht der Anime- und Manga-Hype auch hierzulande groß geworden. Nichtsdestotrotz war und ist „Sailor Moon“ ein wesentlicher Bestandteil dieser Kultur – nicht nur hier bei uns! Ich wage mal zu behaupten, dass die Serie zudem das Medium „Manga“ hierzulande wahnsinnig geprägt hat. Manga gab es vorher auch schon, aber erst durch Naoko Takeuchis Zeichnungen etablierte sich das Genre hierzulande und weckte das Interesse vieler ZeichnerInnen, ihr Hobby als Mangaka auszuüben!

Damals gab es einige Änderungen für die deutsche Ausstrahlung von „Sailor Moon – Das Mädchen mit den Zauberkräften“. Charaktere wurden umbenannt und es gab Anpassungen des Dialogs, um kinderfreundlicher zu wirken. Meint ihr, das hat „Sailor Moon“ damals geschadet?
Heartaches: Zuerst muss man natürlich sagen, dass es Deutschland weitaus hätte schlechter treffen können – Zoisite und Kunzite konnten ein schwules Pärchen sein und auch Haruka und Michiru wurden, bis auf ein paar Sexjokes, gut übersetzt. Das ist in Sachen „Kinderfreundlichkeit“ sogar zu verstehen, wobei ich persönlich sagen muss, als Kind checkst du ein „I don’t listen to that kind of talk outside of bed“ sowieso nicht. Einzig Fischauge war von der Zensur betroffen – und natürlich Usagis Vorname, den wir alle ohne mit der Wimper zu zucken noch in Bunny umändern, Gewohnheitssache. Mit am krassesten sind natürlich die Länder, die aus Haruka und Michiru Cousinen oder gar Schwestern machten. Oder Haruka zum Mann, der ähnlich wie die Starlights das Geschlecht ändert – obwohl man natürlich noch deutlich ihre Oberweite unter der Motorradkluft zum Beispiel sieht. Das war damals richtig übel und zum Glück macht sich VIZ Media gerade an die Überarbeitung der wirklich schlimmen Synchronisation und Übersetzung. Dort wurde ja sogar ein offensichtliches Sushi als „Burger“ betitelt, um es westlicher zu machen! Einen ähnlichen Fall heutzutage wüsste ich gar nicht – ein Glück! Und neue Animes trauen sich immer noch viel in Sachen Diversity – wenn es auch doch nur selten ein Femme/Butch-Pärchen wird wie bei „Sailor Moon“, vielleicht höchstens bei „Akuma No Riddle“.

Mit der zweiten Staffel von Sailor Moon gab es einige Änderungen der Synchronsprecher. Hätte es der Serie besser getan, wenn die alten Synchronsprecher geblieben wären?
SailorMoonGerman: Ich persönlich finde, es hätte der Serie besser getan, wäre diese beim ersten Studio – Plaza – geblieben, leider ist der Wechsel aus Insolvenzgründen erfolgt. Dies hat ganz eng auch mit dem Dialogbuchregisseur zu tun gehabt. Matthias von Stegmann führte Regie in Staffel 1, der auch als Tuxedo Mask Sprecher fungierte. Ab Staffel 2 wurde die Serie in den FFF Grupe Studios synchronisiert. Die Regie führte Bodo Grupe, der Vater von Nicola Grupe, die in der Serie die Rolle der Sailor Chibi Moon sprach. Anhand mehrerer unabhängiger O-Töne der SprecherInnen, die vor allem diesen Wechsel miterlebt hatten, konnte man auf die Art und Weise der Regie und somit der milden Aussagekraft des Sprechercasts zurückschließen, der sich in Staffel 2-5 abbildete. Es wurde versucht, eine „europäische Art“ des Zeichentrickfilmes zu vertonen, obwohl es sich um einen japanischen Anime handelte. Dies spiegelte sich in der Vertonung wieder. Es ist eine sehr lange Geschichte, dir wir unter anderem auf den Conventions behandeln, je nachdem welcher Sprecher mit dabei ist.

Eindrücke von #SailorPride auf der Connichi 2015 in Kassel

Und Sailor Moon heute?

Auch EMA feiert das Jubiläum. Nach der Neuveröffentlichung des Mangas als „Pretty Guardian Sailor Moon“ 2011 ist im November dieses Jahres auch eine exklusive Collector‘s Box erscheinen, die alle 12 Bände umfasst. Ist das eure Kaufempfehlung für Weihnachten?
SailorMoonGerman: Auf alle Fälle! Klar, viele sind enttäuscht, dass die besonderen Gimmicks – Kalender und Schuber – nur so erwerbbar sind, einige sprechen sogar von „Betrug“ und „Profitgeilheit“. Aus meiner persönlichen Sicht empfinde ich es anders, da ich auch beruflich meine Brötchen durch die Anime-Branche verdiene. Um es vereinfacht auszudrücken, darf der Publisher – ohne Zusatzrechte – den Kalender oder Schuber separat verkaufen, da es sich in diesem Punkt um Merchandise handelt und für Merchandise werden andere Lizenzen benötigt, die wiederum (teuer) zu erwerben sind.

Man liebt sie oder man hasst sie: Der neue „Sailor Moon Crystal“ Anime hat die Fangemeinde ein wenig gespalten. War der Anime eurer Meinung nach notwendig um eine „neue Generation“ von Sailor Moon Fans zu schaffen? Wenn ihr einen Wunsch frei hättet, was hättet ihr an der Serie geändert?
SailorMoonGerman
: Um eine „neue Generation“ ranzuschaffen, würde ich nicht behaupten, schließlich ist die Zielgruppe hierzulande die gleiche. In Japan jedoch war dies so abgezielt, neue – sowie ältere Fans – anzusprechen. „Sailor Moon Crystal“ ist durch den langjährigen Wunsch von der Mangaka Naoko Takechi entstanden, ihre erfundene Geschichte, ihr Baby, erstmalig richtig zu erzählen. Ohne Zensur, ohne Verfremdung! Ich persönlich bin über jedes „Futter“ froh, dass sie uns gibt und akzeptiere demnach auch den Werdegang von Crystal!
Heartaches: Ich fand den Start wahnsinnig gelungen. Man hat gemerkt, wie viel Mühe man in die Serie gesteckt hat – und auch in die Entwicklung der Figuren. Für mich gab es allerdings dann einen Punkt, an dem das auf der Strecke blieb. Man gab sich kaum mehr Mühe, die Liebesbeziehung zwischen den Senshi und den Generälen aufzubauen und auch tiefer in die Charaktere der einzelnen Kriegerinnen reinzugehen. Da zählt für mich die Mangaausrede nicht mehr, wenn manche Handlungsstränge neu etabliert werden, ohne sie mit Entwicklung zu Unterstützung. Auch die Animation in der Onlineausstrahlung hatte seine Tücken, wenn auch ausgebessert für die Blu-Rays. Die Musik war klasse!

In 20 Jahren hat sich viel getan. Was sind eurer Meinung nach die größten Änderungen in der „Sailor Moon“-Szene? Was macht erwachsen gewordene „Sailor Moon“-Fans aus?
SailorMoonGerman: Ganz klar „Sailor Pride“ – nicht umsonst haben wir unsere Kampagne darauf angelehnt. Mit „Sailor Pride“ drücken Fans, also die „Moonies“, ihren Stolz aus! Mittlerweile ist „Sailor Moon“ Kult! Man muss sich nicht mehr genieren, es öffentlich auszuleben, da wir durch die heutige Gesellschaft dazu angehalten werden unseren Style treu zu bleiben und etwas Kultiges mit wiedererkennungswert aus Epochen – wie zum Beispiel den geliebten 90ern – helfen uns dabei!
Heartaches: Man kann inzwischen wirklich stolz sein, ein „Moonie“ zu sein. Früher wurde man noch schief angeguckt, als die Serie gerade pausierte und man es als Kinderkram abtat – das besserte sich vor allem durch die letztjährige Wiederholung. „Sailor Moon“ ist eine Serie über Girlpower und Freundschaft, die einem auch menschlich wahnsinnig viel beibringt. Und sie ist wahnsinnig lustig und liebevoll gemacht, mit den verschiedenen Ergänzungen wie die Life Action Serie und die Musicals.

Eindrücke von #SailorPride auf der Connichi 2015 in Kassel

#SailorPride in Deutschland

Auf der MMC 2015 in Berlin habt ihr mit der „Sailor Pride Convention“ eure eigene Con mit zur Con gebracht. Wie kam es dazu? Wie viel Organisationsaufwand steckte dahinter?
SailorMoonGerman: Ende 2014 wurden wir von der MMC gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit einem Stand dabei zu sein. Da wir bereits auf der Animaco zu Gast waren, kannten wir die Location, da die MMC und die Animaco sich die gleichen Räumlichkeiten teilen. Als uns auf der Animaco dieser „leerstehende“ Bereich aufgefallen ist, fragten wir einfach so dreist, ob man nicht daraus etwas „größeres“ machen könnte? Durch ein paar Gespräche haben wir von der MMC den Zuspruch bekommen, unser Event auf 170m² ausführen zu dürfen. Seit Januar waren wir am Planen, um den Fans ein schönes Wochenende schenken zu dürfen. Auch wenn es alles anstrengend ist, freute man sich immer mehr auf das Projekt und nach der Convention ging man mit einem Lächeln nach Hause, da man wusste, wie viele man glücklich gemacht hat.

Unter anderem sorgte die Showgruppe Yume mit einem neuen Musical zu „Sailor Moon“ auf der MMC für Unterhaltung, indem sie die Geschichte der Magical Girls weitersponnen. Sind Musicals eurer Meinung nach ein gutes Format für Sailor Moon?
SailorMoonGerman: Als wir mit der Nachricht vom einmaligen Yume-Comeback online gingen, konnten wir gar nicht glauben, wie hoch die positive Resonanz seitens der Fangemeinde ausfallen würde. Musicals sind immer eine schöne Sache, bekannte aber auch unausgesprochene Aspekte wiederzugeben. In Japan selbst ist „Sera Myu“, also die „Sailor Moon“-Musicals, ein wesentlicher Bestandteil vom Franchise. Nehmen wir die bestehenden Musicals von „Sailor Moon“ als Beispiel her, wurden uns viele weitere tolle Geschichten der Sailor-Kriegerinnen erzählt. Alternative Handlungen, neue Kriegerinnen, Gegner und Schicksale spiegelten sich wieder – zudem auch eine Reihe toller Songs, die für viele zu einer Hymne wurden.
Heartaches: Die Musicals geben wahnsinnig viel her, wofür im Anime und Manga keine „Zeit“ blieb. Die Inners und Outers interagieren viel mehr, man sieht den allereinzigen HaruMichi-Kuss – sie berühren sich vor allem ständig und Haruka muss nicht dauernd pseudo-bierernst sein. Zudem war Musik schon immer ein wichtiger Punkt im „Sailor Moon“-Universum und durch die Vielfalt hier auf ihrem Höhepunkt.

Zur Feier des Jubiläums habt ihr auch viele andere deutschsprachige Conventions besucht. Was für ein Sailor Moon Programm konntet ihr dort anbieten?
SailorMoonGerman: Unseren Kick-Off hatten wir bei der Buchmesse in Leipzig dem Styleguidezeichner Marco Albiero. Einen Paten versuchen wir ja schon seit längerer Zeit mit auf jede Con zu nehmen. Auf der Animuc hatten wir zum Beispiel ganze vier Synchronsprecher dabei! Neben Autogrammstunden und Live-Synchronisation sowie Q&A versuchen wir stets, Fanaktionen wie „Cosplay Big Picture“, „Sailor Moon“-Museum, Tombola oder Schnitzeljagd, Konzerte und Panels zu Merch oder zur Historie zu veranstalten.

Die „Sailor Pride“-CD, auf der das SailorMoonGerman-Team und die Sängerin Désirée gemeinsam bekannte Songs der Serie neu interpretierten, weckt alte Erinnerungen. Seit Mai 2015 ist die CD nun erhältlich. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Désirée?
SailorMoonGerman: Auf der Leipziger Buchmesse hatten wir von der Plattenfirma Anime Records die Anfrage bekommen, ob wir nicht Lust hätten, eine „Sailor Moon“-CD auf den Markt zu bringen. Gesagt, getan! Désirée stand eine Woche später schon in Berlin im Studio und nahm die Songs auf. Als die CD im Mai veröffentlicht wurde, waren wir völlig überrumpelt von den Geschehnissen, im positiven Sinn natürlich! Das Feedback war vor dem Release sehr gemischt, da sich viele noch nichts darunter vorstellen konnten. Aber durch die Tour im Sommer konnten wir beweisen, dass wir klasse Bühnenshows liefern können. Wir hoffen, dass wir euch eines Tages eine zweite CD präsentieren dürfen!

Das wäre natürlich klasse! Wir bedanken uns recht herzlich für das Interview und euren Einsatz für die Sailor Moon Community in Deutschland! Versüßt den Fans auch bitte weiterhin die Conventions mit euren abwechslungsreichen Aktionen!

Ihr wollt noch mehr?

Weitere Informationen zur #SailorPride-Aktion, sowie Hörproben der passenden CD, findet ihr auf sailor-pride.de. Nutzt gern die Gelegenheit in den Kommentaren eure schönsten Erinnerungen an Sailor Moon mit uns zu teilen. Möge die Macht des Mondes mit euch sein!

About Melanie

ist 28 Jahre alt und lebt, liebt und arbeitet in Nordrhein-Westfalen. Mit Sailor Moon hat ihre Leidenschaft für Manga und Anime begonnen. Besonders Shojos haben es ihr angetan, doch mittlerweile ist kein Manga mehr vor ihr sicher.

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