Home » Specials » Interviews » Interview mit Angelina Paustian

Interview mit Angelina Paustian

Heute haben wir die Kochbuchautorin Angelina Paustian bei uns zu Gast, die uns einige Fragen zu ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in Japan und natürlich ihren Kochbüchern beantwortet.

Wir haben gelesen du hattest den ersten Kontakt zur japanischen Kultur (wie so viele von uns) durch Anime im Fernsehen.
Angelina Paustian: Das stimmt. Und ich bin auch heute noch durch und durch ein Anime- und Manga-Fan. Ich liebe es einfach in verschiedene Welten abzutauchen und so sehr darin zu versinken, dass man nicht merkt wie viel Zeit vergeht. Die Serie mit der alles richtig angefangen hat (die mich auch zu Manga gebracht hat) war eigentlich Dragonball Z. Das habe ich so geliebt! Meine Eltern mussten die Serie sogar aufnehmen, als ich damals auf Klassenfahrt war, damit ich ja nichts verpasse. 😀 Meine aktuelle Lieblingsserie ist schwer zu bestimmen. Ich mag Sword Art online, Gundam Wing, Clannad, Food Wars und viele, viele mehr. Ein bestimmtes Genre bevorzuge ich eigentlich nicht. Action ist genauso gut wie Liebesdrama.

Dann würdest du dich selbst einen Otaku nennen?
Angelina Paustian: Als Otaku vielleicht nicht unbedingt, da dieser Begriff auch vor allem in Japan etwas vorbelastet ist. Aber als echter Fan schon. Ich habe wirklich noch viele andere Interessen in dem Bereich. Zu cosplayen liebe ich wirklich sehr, in andere Rollen zu schlüpfen macht wirklich viel Spaß, auch wenn mir dafür im Moment leider nicht viel Zeit bleibt. Ohne japanische Musik komme ich nicht über den Tag, die hilft einem auch sehr beim Experimentieren in der Küche. 🙂 Am liebsten höre ich dabei J-Pop (egal was man tut, man kann einfach keine schlechte Laune haben, wenn man J-Pop hört) und J-Rock. Aber mein absolutes Highlight ist und bleibt dabei wohl immer die Musik von Gackt und Vocaloid. Und wenn ich Zeit dafür habe, dann kann es auch schon mal passieren, dass ich in ein Videospiel versinke.

Nach dem Abitur hast du dir den Wunsch erfüllt nach Japan zu reisen, wow! Was hast du in deinem Freiwilligen Sozialen Jahr alles getan?
Angelina Paustian: Ja, dieses Jahr war wirklich der Hammer! Ich kann es jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt ein Jahr im Ausland zu verbringen. Ich habe während des Jahres nur in einem Betrieb gearbeitet, das war das Kyoto Utano Youth Hostel. Dort habe ich in der Küche gearbeitet, das Hostel gereinigt, Betten gemacht, Touren für Touristen zu besonderen Anlässen begleitet und die zwei riesigen Ofuro (japanische Bäder) gereinigt.

Ein Jahr ist ganz schön lang. Hattest du auch Heimweg oder Probleme mit der Sprache?
Angelina Paustian: Eigentlich war ich nie der Typ für Heimweh. Aber um ehrlich zu sein hatte ich die ersten drei Tage in Japan sehr großes Heimweh und ich dachte, dass ich dieses Jahr nicht schaffe. Aber nach diesen drei Tagen war alles wunderbar und ich hatte bis zum Schluss nicht einmal wieder Heimweh. Im Nachhinein denke ich, dass es damals vielleicht auch mit dem Jetlag zusammengehangen haben könnte. Mir war nach dem Flug so schlecht, dass ich in diesen Tagen auch nicht essen konnte. Und das erste, was ich dann in Japan gegessen hatte, war Rinderzunge 😀
Als ich in Japan ankam, konnte ich fast gar kein japanisch. Ich hatte zwar ein Jahr vorher Unterricht, aber dieser hatte anscheinend nichts gebracht. 🙂 Aber meine Kollegen haben sich so viel Mühe gegeben mir Sachen zu erklären und beizubringen, da war die sprachliche Barriere schnell kein Thema mehr. Ich bin ihnen noch heute sehr dankbar dafür!

Du hast das Jahr über in Kyoto gelebt. Konntest du auch andere Teile Japans erkunden?
Angelina Paustian: Ich konnte noch ein wenig mehr von Japan erkunden. Wir sind einige Male nach Osaka und Tokyo und für eine Woche nach Hiroshima gefahren. Im Sommer war ich mit Freunden am japanischen Meer, das war der Hammer! Das Wasser war glasklar. Das ist aber eigentlich schon alles. Auch wenn wir einen deutschen Vertrag und 4 Wochen Urlaub gehabt haben, haben wir eigentlich nur 2 Wochen in Anspruch genommen. Unsere japanischen Mitarbeiter haben nur 2 Wochen Urlaub im Jahr gehabt und wir wollten uns nicht unfair verhalten. Japan ist wirklich schön, es gibt überall viele tolle Dinge zu sehen und zu entdecken. Aber mein Herz hängt nach wie vor an Kyoto.

Was war das Ungewöhnlichste, das du in Japan gegessen hast?
Angelina Paustian: Hmm, als ungewöhnlich empfindet man bald schon nichts mehr. 😀 Ich habe in Japan z.B. Schildkrötensuppe, Grashüpfer und Kugelfisch gegessen. Wirklich lecker waren dabei nur die Grashüpfer im Honigmantel, das schmeckt wie Popcorn. Schildkrötensuppe schmeckt nach Fischsuppe und Kugelfisch mochte ich nur mit Dipp.

Warst du nach dieser Zeit noch einmal in Japan bzw. willst du nochmal hin?
Angelina Paustian: Als Studentin ist es finanziell immer etwas schwer. Aber dieses Jahr im September geht es wieder einmal nach Japan, um für mein neues Buch zu recherchieren.

Wieder zurück daheim, was hat dich dazu bewegt ein japanisches Kochbuch zu schreiben?
Angelina Paustian: Nach einiger Zeit zurück in Deutschland vermisst man das japanische Essen sehr. Da ich durch meine Arbeit und Freunde viel gelernt hatte wollte ich die Rezepte einmal zusammenschreiben. Ich studiere Ernährungs- und Haushaltswissenschaften und in einem Kurs bekamen wir dann die Aufgabe einen Flyer, ein Poster, eine Broschüre oder ein Kochbuch zu entwerfen. Ich habe es dann etwas übertrieben und anstelle von 20 Seiten 100 Seiten geschrieben. Am Ende hatte ich ein fertiges Manuskript.

Nicht alle japanischen Zutaten sind einfach in Deutschland erhältlich. Wie schwierig war es die Rezepte so umzuschreiben, dass man sie hier gut nachkochen kann?
Angelina Paustian: Fast gar nicht schwierig. Um ehrlich zu sein, sind die meisten Rezepte kaum umgeschrieben. Das Internet ermöglicht uns die meisten Zutaten zu bekommen und auch die meisten Asia-Läden rüsten ihr Japansortiment immer mehr auf. Es bringt ja nichts, wenn man nach Japan dann fliegt und es liegen geschmackliche Welten zwischen den Gerichten. Natürlich hat jeder sein eigenes Rezept, aber im Enddefekt sollte es ja trotzdem wie in Japan schmecken. Das einzige, was wirklich nicht ganz gleich ist, ist das Fleisch. In Japan ist das Fleisch viel mehr marmoriert (mit hauchdünnen Fettschichten durchzogen) als in Deutschland und dazu auch viel dünner geschnitten. So dünn geschnittenes Fleisch in Deutschland zu bekommen ist echt schwer, daher muss man dann mit dem deutschen Fleisch vorlieb nehmen und die dünnste Sorte wählen oder beim Metzger nett nachfragen.

Kannst du uns Tipps für Online Shops verraten, die Zutaten oder auch besonders niedliche Kochutensilien anbieten?
Angelina Paustian: Das kann ich wirklich. 🙂 In meinen Kochbüchern gibt es auch immer Tipps für Internetseiten, wo man die Zutaten bekommen kann. Wirklich gut finde ich Nagomi und Dae Yang: Bei Nagomi werden nicht nur japanische Lebensmittel, sondern auch alles Mögliche für einen japanischen Haushalt angeboten. Und bei Dae Yang findet man eine wirklich große Auswahl an japanischen Lebensmitteln.

Vielen Dank für die Tipps! Das Auge isst ja bekanntlich mit. Welche Rolle spielt deiner Meinung nach der „Kawaii“-Faktor bei japanischem Essen?

manga-kochbuch-pandakekse-3
Panda-Plätzchen nach Angelina Paustians Rezept

Angelina Paustian: Das kommt darauf an was man will. Bei einem traditionellen japanischen Menü, wäre der Kawaii-Faktor wahrscheinlich unangebracht und würde die Harmonie zerstören. Aber wenn ein Keks nicht nur schwarz-weiß ist, sondern ein Pandagesicht hat oder in der Bento-box ein kleines Pikachu aus Reis sitzt, dann verdoppelt sich der Genuss schon direkt. Ich würde sagen der Kawaii-Faktor ist nicht immer entscheidend, aber der optische Eindruck der Speisen in Japan ist immer wichtig. Ich glaube, eine Speise in Japan zu finden, die nicht schön angerichtet ist, ist wirklich eine Herausforderung. Selbst Burger bei einer bekannten Burgerkette werden in Japan erst frisch auf Bestellung zubereitet und liegen nicht erst 30 Minuten in der Warmhaltebox.

Dein erstes Buch „Koch dich Japanisch!“ hat eine Auszeichnung erhalten, das beste deutsche Kochbuch der japanischen Küche 2013 zu sein. Was macht das Kochbuch so gut?
Angelina Paustian: Das Koch dich japanisch! den Gourmand World Cookbook Award 2013 in dieser Kategorie erhalten hat, war wirklich eine freudige Überraschung. Ich kann nicht sagen, das und das ist an meinem Kochbuch so gut, ich kann nur sagen, dass ich mir viel Mühe gebe alles so authentisch wie möglich zu machen, verständlich zu schreiben und zu erklären und mit viel Liebe an meinen Büchern arbeite. Ich hoffe immer nur, dass die Leser viel Spaß beim Kochen und Ausprobieren haben. Das ist alles.

Dein zweites Buch ist ein „Manga-Kochbuch“. Das ist mal eine außergewöhnliche Idee! <3
Angelina Paustian: Manga hätte ich am liebsten schon im ersten Buch untergebracht. Aber da war der Verlag noch etwas misstrauisch. Nachdem Koch dich japanisch! den Buchpreis bekommen hatte, durfte ich nun meine beiden Leidenschaften Kochen und Manga vereinen. Bis zum Fotoshooting konnte sich dabei keiner Vorstellen, wie ich das machen wollte :D. Es war sehr spannend. Die Zusammenarbeit mit Manga Hamburg entstand durch einen Bekannten den ich fragte, ob er jemanden kennt der gut zeichnen kann.

manga-kochbuch-dokomi-2015
Ein Einblick in das „Manga Kochbuch Japanisch“ von Angelina Paustian

Welches der beiden Bücher war bisher erfolgreicher, wenn man fragen darf?
Angelina Paustian: Das Manga Kochbuch liegt da schon etwas weiter vorne. 🙂

Und welches Kochbuch hat für mehr Spaß bzw. Arbeit gesorgt?
Angelina Paustian: Beide Bücher haben eigentlich gleichviel Spaß gemacht und beide Bücher erforderten ein Jahr Arbeit. Beim ersten Buch war alles noch Neuland für mich, jede Aufgabe spannend und aufregend. Beim zweiten Buch kannte ich zwar den Ablauf, aber da war das Zusammenbringen von Manga und Kochen eine völlig neue Aufgabe. Spaß hat die Erstellung beider Bücher gemacht, was aber vor allem an dem tollen Team liegt! Egal ob Fotograf, Zeichnerin, Lektorin oder Verlag, alle haben ihr Bestes gegeben und mich immer bei meinen Ideen unterstütz. Selbst wenn das heißt für einen Eislöffel mit dem Fotografen 2 Stunden durch Wien zu tuckern.

Das klingt ganz schön abenteuerlich. Was ist denn dein Lieblingsrezept?
Angelina Paustian: Das ändert sich je nach Jahreszeit. Im Frühjahr esse ich unglaublich gerne Nudelsuppen, im Sommer kalte Soba und Ramenburger, im Herbst liebe ich Eintöpfe wie Nikuyaga, Gyudon oder im Sud gegartes Gemüse und im Winter gibt es nur einen Star: japanisches Curry in allen Varianten.

Du bist dieses Jahr auch auf einigen Conventions anzutreffen, wo genau?
Angelina Paustian: Dieses Jahr bin ich noch auf der AnimagiC, Contaku, Connichi, MMC in Berlin und eventuell auf der Nicon. Auf den Conventions gebe ich natürlich wieder fleißig meine Bento-Workshops. Zudem gebe ich noch einen Kochkurs zum Thema japanische Küche am 16.08.2015 in Hamburg (Infos dazu findet man auf meiner Facebook– und Webseite).

Du hast ja schon angedeutet, dass du wieder nach Japan fliegst um für ein neues Kochbuch zu recherchieren. Was kannst du uns schon verraten?
Angelina Paustian: Seit letzter Woche steht es fest, dass das nächste Kochbuch im Frühjahr 2016 erscheinen wird. Ich bin also wieder fleißig am Rezepte schreiben, verwerfen und wieder schreiben. Daher auch meine Japanreise im September, um auch den neusten Trends aus Japan einen Platz gegeben zu können. Es hat also wieder mit Japan zu tun, aber das Thema bleibt noch geheim. 🙂 Manga werden sich allerdings auch wiederfinden lassen. Es muss ja weitergehen mit den beiden Charakteren Aya und Daisuke. <3

Cool, es bleibt also spannend (und lecker). Vielen Dank, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast! Wir wünschen dir viel Glück für das nächste Kochbuch!
Angelina Paustian: Vielen Dank für das tolle Interview! Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht.

About Melanie

ist 28 Jahre alt und lebt, liebt und arbeitet in Nordrhein-Westfalen. Mit Sailor Moon hat ihre Leidenschaft für Manga und Anime begonnen. Besonders Shojos haben es ihr angetan, doch mittlerweile ist kein Manga mehr vor ihr sicher.

Check Also

Interview mit dem Maid & Host Café Wataame no kumo

Ihr habt kürzlich euer Café umbenannt, vom „Maid Café Sayuri“ zum „Maid und Host Café …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert