Welche Hürden muss ein Manga eigentlich nehmen, bevor er in Deutschland veröffentlicht wird? Egmont Manga klärt auf und berichtet über den langen Weg eines Mangas nach Deutschland, wie eine Serie für den deutschen Markt ausgesucht wird und welche Schritte ein Manga aus Japan durchlaufen muss, bevor er von EMA in Deutschland veröffentlicht wird. Wir haben alles in 10 Schritten zusammengefasst.
1. Bei EMA gibt es eine wöchentliche Programmkonferenz, in der interessante Manga-Titel geprüft werden. Dort landen sowohl Empfehlungen japanischer Verlage, als auch selbst recherchierte Serien, aber auch die Bewerbungen von deutschen Mangaka auf dem Tisch. Wenn ein Manga beim ersten Durchblättern überzeugen kann, wird er einem Redakteur zugeteilt.2. Es folgt der gemütliche Teil: Der Redakteur liest den Manga und bildet sich eine eigene Meinung darüber. Wie entwickelt sich die Geschichte? Passen Artwork und Thema zum Verlag? Danach werden die Meinungen von Lesern des Mangas im Netz recherchiert, wobei japanische und westliche Fans unterschiedliche Ansichten haben können. In der nächsten Programmkonferenz stellt der Redakteur seinen Manga vor und gibt eine Empfehlung ab.
3. Überzeugt der Manga auch die restlichen Redakteure, beginnen die Verhandlungen mit dem Lizenzgeber. EMA gibt ein Angebot an den japanischen Verlag und entspricht dies seinen Vorstellungen, wird ein Vertrag aufgesetzt, der den Lizenzkauf abschließt. Sind die Unterschiften beider Vertragspartner erst auf dem Dokument, kann die wirkliche Arbeit losgehen!
4.Alle neuen Serien werden unter den Redakteuren aufgeteilt, so dass im Jahr ungefähr 60 Titel von einem Redakteur betreut werden. Danach folgt viel Planung: Wer arbeitet wann wie lange am Manga? Welcher Inhalt steht auf welcher Seite des Mangas? Wie soll das Cover gestaltet werden? Welcher Text soll für die Vermarktung genutzt werden (z. B. bei Amazon)?
5. Danach folgt die Übersetzung des Mangas. Der Band wird zu einem Übersetzer geschickt, der die Seiten, Sprechblasen und Soundwords im Hintergrund durchnummeriert und die Übersetzungen ebenso nummeriert in eine Textdatei schreibt. Anschließend schickt er den Manga samt Übersetzung zur Redaktion zurück. Durch die Nummerierungen weiß der Schriftsetzer („Letterer“) hinterher genau, wohin welcher Text gehört.
Das Bild stammt von Marcus Tièschky, veröffentlicht unter den Creative Commons 3.0 (Wikimedia).
6. Lesen, lesen, lesen. Der Redakteur liest die Übersetzung Korrektur, ergänzt hilfreiche Anmerkungen und gibt Anweisungen an den Schriftsetzer. Bevor das Projekt endgültig an den Letterer geht, liest sich auch noch mal ein Korrektor das Script durch und achtet vor allem auf Rechtschreibung und Zeichensetzung, damit hinterher alles richtig im Manga steht.7. Dann beginnt die Bearbeitung der Manga-Seiten. Der Letterer retuschiert den japanischen Text aus den Sprechblasen, fügt die nummerierten Übersetzungen ein und ergänzt Anmerkungen für die Leser. Gleichzeitig kümmert sich der Grafiker um die Gestaltung des Covers. Beide halten Rücksprache mit dem zuständigen Redakteur, der das fertige Werk wieder Korrektur liest und ggf. noch mal Änderungen vornehmen lässt. Der Redakteur entscheidet zudem, ob das Logo fürs Cover gefällt, wo die Bandnummer stehen soll und was auf der Rückseite des Bandes stehen soll.
8. Es folgt die Freigabe durch den Lizenzgeber: EMA schickt seine Vorschläge für Cover und Impressum des Mangas zum japanischen Verlag um es dort freigeben zu lassen. Gelegentlich gibt es noch kleinere Änderungswünsche der Verlage, wie zum Beispiel die Hervorhebung des Autorennamen. Dann muss der Grafiker das Cover noch einmal nachbessern. Erst dann gibt es die Freigabe für den Druck.
9. Dann werden alle Daten zum Drucker geschickt, wo erste Testdrucke („Proofs“) entstehen. Die Testdrucke werden zurück zur Redaktion gegeben, wo vor allem das Cover und die Farbseiten mit dem japanischen Original vergleichen werden. Erst nach einer erneuten Freigabe durch die Redaktion darf der Band wirklich gedruckt werden. Nun muss alles stimmen. Je 16 Manga-Seiten werden auf ein großes Blatt Papier gedruckt, anschließend gefaltet und passend zusammengelegt. Dann wird das Cover angeklebt und der ganze Band in Form gebracht.
10. Ein großer LKW lädt den Manga ein und bringt ihn in ein Lagerhaus, wo er (mit vielen anderen Mangas) bleibt, bis er bestellt wird. Passend zu seinem Erscheinungstermin wird der Manga dann zu den Buchhandlungen geliefert, die ihn bestellt haben.
Das war’s! Zwischen der Entdeckung des japanischen Mangas (Schritt 1) und der Auslieferung auf den deutschen Markt (Schritt 10) liegt durchschnittlich ein halbes Jahr. Vielen Dank an EMA, und natürlich die anderen deutschen Manga-Verlage, die sich so viel Mühe damit geben Mangas zu uns nach Deutschland zu bringen!