Ousama Game – Spiel oder stirb! (王様ゲーム) hat eine ungewöhnliche Hintergrundgeschichte für einen Manga. Zuerst wurde die Geschichte als Handyroman (Keitai shousetsu) in fünf Bänden veröffentlicht. In Deutschland ist diese Textart relativ unbekannt, während sie in Japan derzeit fest zu Literatur gehört. Oft behandelte Themen sind Sex, Liebe und Drogen. 2010 folgte Ousama Game als Manga in vier Bänden, welche seit Juni 2013 bei Carlsen Manga erscheinen. Basiert auf den Romanfortsetzungen wird die Geschichte in der Nachfolgeserie Ousama Game – Shuukyoku in bisher zwei Bänden weiter erzählt. Zusätzlich wurde 2011 ein Realfilm ebenfalls mit dem Titel Ousama Game gedreht.
Die Geschichte von Ousama Game in ihren Grundfesten ist schnell erzählt: Die gesamte Klasse 1B erhält, meist um Mitternacht, eine SMS von Ousama (Ou von König und -sama als verehrendes Suffix). Dieser gibt einen Auftrag, welcher innerhalb von 24 Stunden ausgeführt werden muss. Ansonsten gibt es eine Strafe. Natürlich glauben die Schüler das Ganze nicht, auch wenn der erste Befehl (ein Junge und ein Mädchen müssen sich küssen) ausgeführt wird. Das sie das dann Ousama Game getaufte „Spiel“ doch ernster nehmen sollten, wird ihnen mit dem ersten Todesfall bewußt.
Dabei war die Aufgabe, für spätere Verhältnisse, verhältnismäßig einfach: Hideki soll Satomis Brüste anfassen. Da das Ousama Game zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ernst genommen wurde, erhalten alle Schüler im Mitternacht die Mitteilung, dass die Aufgabe nicht erfüllt wurde und die beiden zum Tode durch erhängen verurteilt werden. Alle glauben immer noch an einen schlechten Scherz, bis der Klassenlehrer ihnen die Nachricht überbringt, dass Hideki und Satomi Selbstmord begangen haben (sollen). Und auch wenn Hideki und Satomi die Ersten waren: Im Laufe von Ousama Game verliert die Klasse weitere Schüler…
32 Schüler minus 2, minus 1, minus…
Ousama Game erzählt eine klassische Situation: eine festgelegte Gruppe muss unter Extrembedingungen Entscheidungen (über Leben und Tod) treffen. Die Aufgaben sind dabei teilweise Glücksspiel, teilweise jedoch einfach durchzuführen, wäre da nicht eine gewisse moralische Barriere zu überwinden. Zum Beispiel soll ein Schüler innerhalb der nächsten zehn Minuten Sex haben, doch die einzige weibliche Person in der Nähe ist die Freundin seines besten Freundes. Ein typisches Dilemma. Die Herkunft der Geschichte aus dem Handyroman ist bei den zu bestehenden Aufgaben jedoch nicht von der Hand zu weisen. Oftmals drehen sie sich um zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe und Sex.
Die Charaktere von Ousama Game sind allesamt unterschiedlich und werden, soweit es möglich ist, vor ihrem Ableben auch genauer beleuchtet. Die Protagonisten der Serie sind Nobuaki, Chiemi und Naoya, welche durch die Erlebnisse zu einem Team zusammengeschweißt werden und versuchen, irgendwie das „Spiel“ zu überleben. Gezeichnet sind die Charaktere im Prinzip auf zwei Arten: Entweder sehr weich und im Shoujo-Stil, oder aber, speziell während der Aufgaben oder Diskussionen, härter und mit viel mehr Emotionen. Dies schafft einen schönen Kontrast. Die Übersetzung von Ousama Game ist Carlsen gut gelungen und ließt sich sehr angenehm. Anzumerken ist jedoch, dass im Manga nicht erklärt wird, was Ousama eigentlich heißt.
Ousama Game ist eine Geschichte, die einen direkt in den Bann zieht. Dabei wird auf Kapitel, Seitenzahlen und sonstige Unterbrechungen beim Leseerlebnis bewußt verzichtet. Der Band beginnt mit einer Auflistung der Schüler und einem Klassenfoto, und endet ebenfalls mit genau diesem Klassenfoto. Und durchgekreuzten Personen im Stile von Kindaichi Shounen. Das gibt dem Ganzen einen Rahmen und lenkt nicht vom Wesentlichen ab. Der Spannung.