“Willkommen Zuhause, Goshujin-sama!” – So höflich werden die Gäste in einem Maid Café begrüßt. Zu diesem Begrüßungsritual werden ein feuchtes Handtuch und eine Menükarte gereicht. Spätestens jetzt mag man sich die Frage stellen: Was ist ein Maid Café? Ein Maid Café (メイドカフェ) ist ein Cosplay Restaurant, wie sie vorzugsweise in Japan anzutreffen sind. Die Bedienungen in diesen Cafés sind als Dienstmädchen verkleidet und schlüpfen somit in die Rolle der Dienerinnen. Als Maids möchten sie ihren Gästen jeden Wunsch von den Lippen ablesen und sprechen die Besucher als Meister und Herrin an. Das erste Maid Café trug den Namen “Cure Maid Café” und wurde 2001 in Tokyo eröffnet. Seitdem erfreuen sich diese Cosplay Restaurants wachsender Beliebtheit und sind mittlerweile auch außerhalb Japans zu finden, zum Beispiel in China, Korea und Taiwan. Doch auch westliche Länder finden langsam Gefallen an den Maid Cafés. In allen Restaurants ist es dabei wichtig, dass die Maids jung, attraktiv und unschuldig aussehen. In speziellen Maid Cafés werden auch Crossdresser engagiert, so dass Männer mit einer weiblichen Figur in die Rolle der Maids schlüpfen.
Die Kostüme in Maid Cafés unterscheiden sich von Lokal zu Lokal. Meist orientieren sich die Kostüme jedoch an den Uniformen der französischen Dienstmädchen des 19. Jahrhunderts. Die Kleidung dieser ist typischerweise in schwarz-weiß gehalten und kann von hochgeschlossen bis enthüllend geschnitten sein. Zum Kostüm gehören meist eine weiße Schürze, ein kleiner Unterrock (Petticoat) und halterlose Strümpfe. In einem Maid Café tragen die Bedienungen zudem meist niedliche Accessoires, wie Schleifchen, in den Haaren. So haben sich zum Beispiel manche Cafés darauf spezialisiert, dass die Maids Katzen-, Hasen- oder andere Tierohren tragen. In Abwandlungen können auch Schuluniformen getragen werden. Das wichtigste jedoch ist die Ausstrahlung einer Maid: Maids haben ein perfektes Lächeln, das sie ihren Gästen jederzeit präsentieren, ohne dabei unecht zu wirken. Manche Maids müssen ihr Lächeln erst trainieren, bis es überzeugen kann. Eine Maid ist zudem immer respektvoll, hingebungsvoll und möchte alles tun, damit sich die Gäste wohl fühlen. Eine Maid, im Deutschen auch Magd genannt, ist eine unverheiratete junge Frau, und steht somit für Reinheit und Jungfräulichkeit. Aus diesem Grund (und ästhetischen Ansichten) arbeiten in einem Maid Café eigentlich nur junge Frauen.
Das Menü in einem Maid Café ähnelt dem Angebot in normalen Cafés: Es gibt Kaffee sowie die üblichen Getränke und auf der Speisekarte stehen Snacks, kleinere Gerichte und Desserts. In Maid Cafés werden die Speisen meist von der Bedienung am Tisch des Kunden niedlich verziert. Dabei kommen zum Beispiel Sirup oder Ketchup zum Einsatz, mit denen Herzen oder Smilies auf die Gerichte gemalt werden. Mit diesem Service erscheinen die Maids unschuldig und zeigen, dass sie alles tun um ihren “Meister” zu verwöhnen. In Japan sind die meisten Maid Cafés in Tokyo zu finden, genauer gesagt auf der Elektronikmeile Akihabara. Der Stadtteil Akihabara ist zudem die Anlaufstelle für Otakus wenn es um Läden für Manga, Anime und Merchandise geht. Kein Wunder, dass an diesem Ort das erste Maid Café der Welt eröffnet wurde. Hier trifft man auch häufig auf junge Frauen, die als Animecharaktere verkleidet Werbeflyer und Gratisproben an Passanten verteilen. Ebenso geliebt für seine Maid Cafés ist die Stadt Nipponbashi in Osaka, auch genannt “Den Den Town”.
Der Service einer Maid kennt keine Grenzen: Die Maids knien sich beim Servieren neben die Tische der Gäste und rühren dort auf Wunsch auch Zucker und Sahne in ihren Kaffe. Maids nehmen sich Zeit für ihre Gäste und die Dinge die sie gerade tun: Wenn eine Maid zum Beispiel eine Tasse Kaffee umrührt, tut sie dies so bedacht, dass der Löffel nicht an die Tasse stößt. Zudem geben sie sich besondere Mühe immer alles richtig und zur vollen Zufriedenheit ihres “Meisters” zu erledigen. So gehört es auch schon mal zum Service, dass eine Maid auf die Suppe eines Gastes pustet, damit sie schneller abkühlt. Manche Restaurants bieten es sogar an, dass die Maids die Gäste füttern. Für eine zusätzliche Gebühr kann sich ein Gast auch über eine entspannende Rückenmassage einer Maid freuen. In einigen Maid Cafés ist es zudem üblich, dass die Besucher gegen die Maids Karten- oder Videospiele spielen können. Maids sind ebenso für ihre verspielten Wetten bekannt: So serviert eine Maid einem Kunden zum Beispiel einen Teller voller Pfannkuchen und sich selbst einen Kleinen, und verwettet dann einen Kuss auf die Wange dafür, dass sie zuerst aufisst. In Gesprächen äußern sich Maids stets freundlich und bewundernd gegenüber den Kunden, damit sich diese wohl fühlen und entspannen können. Zum Service gehören auch zugeworfene Küsse, oder dass die Maids Herzen mit ihren Händen formen.
Ursprünglich waren Maid Cafés in Japan vor allem dafür gedacht die Fantasien der männlichen Otakus zu beflügeln, die Maids aus Manga, Anime und Videospielen kennen und lieben. Maids wurden in vielen Serien, zum Beispiel “Maid-sama” oder “He Is My Master”, thematisiert und popularisiert. Für Otakus ist dabei vor allem das japanische Konzept des “Moe” wichtig: Moe (萌え) beschreibt die Zuneigung von Fans zu fiktionalen Charakteren aus Manga oder Anime. Im Speziellen bezieht sich Moe auf die Verehrung von jungen, niedlichen, unschuldigen und natürlich weiblichen Charakteren. Ein “Maid Moe”-Otaku besucht die Restaurants also um den Maids nah zu sein, von denen sie so fasziniert sind. Aber auch ein “Meister” darf sich nicht alles Erlauben, und so wurden in Tokyo Regeln für Maid Cafés aufgestellt. Die Besucher dürfen die Maids zum Beispiel nicht anfassen, sie nach ihren Telefonnummern oder Adressen fragen, und auch sonst nicht in ihre Privatsphäre eindringen. Eine weitere Regel ist, dass keine Fotoaufnahmen in den Restaurants gemacht werden dürfen. Gegen eine kleine Gebühr kann man jedoch meist ein Foto zusammen mit einer Maid machen lassen, die das Bild danach noch handverziert oder eine Widmung darunter schreibt. Heutzutage besuchen sowohl Otakus als auch Frauen, Paare oder Touristen die Maid Cafés in Japan. Ein Ende dieses Trends ist noch nicht in Sicht.
Ein Maid Café in Deutschland gibt es leider (noch) nicht. Zwischenzeitlich gab es das privat betriebene “Maid Café Berlin” (Hina’s Haus am Hackeschen Markt), doch um dies ist es in den letzten Jahren ruhig geworden. Die einzige Alternative sind Maid Cafés auf Conventions, wie der DoKomi in Düsseldorf. Dort gibt es zum Beispiel das Maid Café „Lucky Chocolate“, bei dem man sich von einer der rund 30 Maids mit Leckereien verwöhnen lassen kann. Auch für Unterhaltung ist gesorgt, da die Maids Tanz- und Gesangseinlagen bieten. Möchte man einmal in den Genuss kommen selbst ein “Goshujin-sama” zu sein, sollte man sein Glück auf Cons versuchen.
Doch ein Trend jagt den nächsten in Japan, und so entwickeln sich die Maid Cafés immer weiter. Einer der Trends nennt sich “Mimikaki Salon” (耳かきエステ) und bietet professionelle Ohrreinigungen an. In einem traditionellen japanischen Raum mit Tatamimatten reicht eine junge Frau im Kimono grünen Tee, bevor der Kunde seinen Kopf in ihren Schoß legt und die Ohren gereinigt bekommt. Für ca. 25 Euro können die Männer dabei für eine halbe Stunde entspannen. Nur rund 5% aller Kunden sind hierbei weiblich. Anders sieht es dabei beim folgenden Trend aus: Nach Serien-Erfolgen wie “Black Butler” wundert es nicht, dass sich auch eine männliche Form der Cafés entwickelt hat. Butler Cafés (執事喫茶) sind wesentlich seltener anzutreffen, für weibliche Besucher aber auch sehr ansprechend. In Butler Cafés wird der Service von jungen Männern, in Frack oder Anzug, geleistet. Für eine kleine Gebühr kann sich eine Frau dort wörtlich auf Händen durch das Lokal tragen lassen. Ansonsten verläuft alles wie bei einem gewöhnlichen Maid Café, außer dass die Butler versuchen eher cool als niedlich zu wirken. Ein weiterer Trend nennt sich “Kyabakura” (キャバクラ). Vom hochpreisigen Host-/Hostessclub bis zum Snack-Bar Szenario ist das Vorgehen immer gleich: Als Kunde besucht man eine Bar, wo man von einem Angestellten angesprochen wird. In diesen Clubs kann man nach Herzenslust flirten, leichte Konversation betreiben oder einem Fremden aus seinem langweiligen Leben berichten – und dabei ständig bewundert werden. Die Angestellten animieren die Kunden dabei jedoch öfter dazu noch länger in der Bar zu bleiben und die teuren Getränke zu kaufen.
Was für uns ein wenig fremd wirkt, wurzelt in Japan in der Geisha-Kultur: Männer mit Macht bezahlten Geishas im alten Japan dafür zu Singen, zu Tanzen und um von den Damen umgarnt zu werden. So konnten Geishas mit den passenden Talenten schnell zu Reichtum und Ansehen gelangen. Im modernen Japan suchen sich erschöpfte Businessmänner Frauen für die gleiche Funktion. Wichtig ist neben der physischen Attraktivität der Frauen, dass sie helfen den Alltag zu vergessen, indem sie sich eingehend mit den Männern beschäftigen. Damals und heute gilt dabei jedoch die gleiche Regel: Ansehen ja, anfassen nein!
Herzlichen Dank an die Maids von Lucky Chocolate, die uns erlaubt haben ihr Gruppenfoto zu veröffentlichen! Das Artikel-Bild stammt von Lachten, veröffentlicht unter den Creative Commons 3.0, siehe Wikimedia Commons.
Sehr guter Beitrag, ich habe nichts vermißt….
ich habe mal ne frage 🙂 ich würde gerne fragen wie alt man sein muss um als maid zu arbeiten und ob es vllt in greifswald auch maid cafe gibt oder ganz in der nähe weil ich vllt mal als maid arbeiten will 🙂 ich hoffe auf baldige antwort 🙂 (ich kam auf die idee mit der maid arbeite weil ich Maid sama geschaut habe) 🙂
Ps : ich frage wegen den alter weil ich mal ein video gesehen habe wo die sehr junge und so aussahen 🙂 fast wie 13-14 oder 15 xD
Hallo Agnetha,
ich glaube das Mindestalter variiert je nach Gruppe, daher kann ich da keine pauschale Angabe machen. Der nächste Ort wo eventuell ein Maid Cafe für dich ist, ist wohl Berlin, bis jetzt wissen wir nichts genaueres über ein Cafe in Greifswald. Aber du kannst das natürlich auch selber ins Leben rufen, wenn du Mitstreiter findest. =)