Yu-Gi-Oh! ist den meisten Anime-Fans (und auch nicht Anime-Fans) ein Begriff, die jüngeren kennen jedoch wahrscheinlich nur die neueren Staffeln. Vor gut zehn Jahren, am XX, lief das erste Mal die Serie auf RTL2 im Nachmittagsprogramm. Bei KSM Anime erschien die gesamte erste Staffel der Ursprungsserie 2014 jetzt auf DVD – und Manga-Reviews wirft einen Blick zurück.
Das Herz der Karten – Yu-Gi-Oh!
Yugi Moto ist ein ganz normaler Schüler, der jedoch ein zweites Ich hat. Dieses besitzt er, weil er das uralte Millenniums Puzzle gelöst hat, und es kommt immer dann zum Vorschein, wenn er ein wichtiges Spiel spielt. In der Serie ist dies immer bei wichtigen „Duellen“ des Kartenspiels Duel Monsters der Fall. Als er, in seinem normalen „Ich“, seinen Freund und Duel Monsters Schwächling Joey zu seinem Großvater in dessen Spieleladen mitnimmt, wird er von Seto Kaiba beobachtet. Kaiba ist nicht nur der beste in seiner Klasse, sondern auch der Vorsitzende der Kaiba Corporation. Gerade als Yugis Großvater ihnen eine legendäre Karte zeigt, betritt auch Kaiba den Laden. Er bietet Yugis Großvater einen ganzen Koffer voller Duel Monsters Karten an und jegliche Summe, doch Yugis Großvater will die legendäre Karte (Blauäugiger weißer Drache) nicht hergeben. Am nächsten Morgen wird Yugis Großvater gekidnappt und die Ereignisse überschlagen sich. Am Ende besiegt Yugi Kaiba bei Duel Monsters, weil er „an das Herz der Karten“ geglaubt hat.
Durch diesen Sieg gegen den aktuellen Champion kommt Yugi jedoch in den Fokus von Maximillian Pegasus, dem Erfinder von Duel Monsters. In einem Duell per Videokassette (weiterlesen!) fordert er Yugi heraus und kann ihn besiegen. Das ganze war jedoch erst möglich, weil er das Millenniums Auge besitzt, mit dem er alle Karten von Yugi auch sehen konnte. Mit diesem Auge klaut er Yugis Opa die Seele und fordert Yugi heraus, auf seine Insel zum Duell der Champions zu kommen, wenn er die Seele wiederhaben will. Yugi macht sich auf den Weg, zusammen mit seinen Freunden, und jede Menge Gegner im Weg, die es zu besiegen gilt.
Retro Review
Yu-Gi-Oh! nimmt einen mit auf eine Zeitreise, zehn Jahre in die Vergangenheit. Für Fans der Serie von damals ist dies entweder ohne Probleme zu bewältigen, für manche könnte es jedoch schwierig werden. Denn Yu-Gi-Oh! ist nicht so gut gealtert wie man anderer Anime. Neue Zuschauer werden damit teilweise ebenfalls ihre Probleme haben, doch der Reihe nach.
Wer mit der ersten Folge einen normalen Einstieg in die Serie erwartet, der wird leider enttäuscht. Die Hauptcharaktere werden nicht großartig eingeführt und Nebencharaktere sind einfach da. Es beginnt alles einfach. Das ist kein Wunder, denn bei der Serie handelt es sich eigentlich nicht um Staffel 1, sondern um Staffel 2. Die vorliegende Version basiert jedoch auf der 4KIDS Fassung aus den USA, und dort wollte man direkt zum gewinnbringenden Teil kommen: dem Kartenspiel. Leider funktioniert auch das nur bedingt, denn die Regeln unterscheiden sich zu diesem Zeitpunkt noch stark von den normalen Kartenregeln des Spiels, dass jeder kaufen kann. Dies wurde erste in der Saga danach geändert. Zurück zu den Charakteren: Diese sind alle durch ihre fehlende Einführung schlicht langweilig, es sei denn sie kommen neu dazu. Daher sind die neuen Charaktere wesentlich interessanter als die Hauptcharaktere – das sollte nicht sein.
Glaube an das Herz der Karten… oder auch nicht
Die Geschichte von Yu-Gi-Oh! mag auch nicht mehr so recht überzeugen, denn irgendwie wirkt sie ein wenig langweilig und kann einfach nicht fesseln. Die Duelle sind nur minder spannend, denn man weiß oft schon vorher wie es ausgeht. Es läuft alles immer auf das Herz der Karten zu – wer an so etwas nicht glaubt oder glauben kann, der wird nur wenig Spaß an einigen Stellen haben. Zudem die Duelle durch die anderen Regeln auch etwas an Tiefe verlieren und recht simpel daherkommen. Wo wir bei simpel sind: Die Qualität wirkt, selbst für einen wöchentlichen Anime, verwaschen und erinnert an matschige Bilder aus einem Röhrenfernseher.
Blickt man weiter, schafft Yu-Gi-Oh! die Grundlage für die späteren Staffeln/Serien, und macht das sogar recht gut. Aber am Ende bleibt Yu-Gi-Oh! ein Artefakt der guten alten Anime-Zeit auf RTL2 am Nachmittag, dass nicht gut gealter ist, wenn man einmal die Nostalgiebrille abgelegt hat.
Yu-Gi-Oh! © 1996 Kazuki Takahashi