009 RE:CYBORG ist ein Remake bzw. eine Neuinterpretation aus dem Jahr 2012 und basiert auf der Manga- und Anime-Serie 009 Cyborg. Die ursprüngliche Manga-Serie stammt von Shotaro Ishinomori, welcher ein Schüler des berühmten Osama Tetsuka ist und das Konzept von Superhelden die sich verwandeln berühmt machte. Dazu zählen in Japan u. a. Kamen Rider (hierzulande bekannt aus Detektiv Conan) und Super Sentai. Letzteres ist die Vorlage für die amerikanisierte Form Mighty Morphin Power Rangers. Als Regisseur für die aktuellste Neuauflage konnte Kenji Kamiyama und Production I.G gewonnen werden, die vorher bereits an Eden of the East und Ghost in the Shell: Stand Alone Complex gearbeiteten hatten. Für die deutsche Veröffentlichung im Juli 2014 ist Universum Anime verantwortlich.
009 RE:CYBORG spielt in einem alternativen 2013. Die Welt wird von Terroristen in Atem gehalten, die mehrere Hochhäuser in die Luft sprengen und tausende Opfer fordern. Bereits über 30 Anschläge hat es gegeben, teilweise mit zerstörerischem Dominoeffekt. Joe Shimamura ist der Protagonist des Films und steht kurz davor, selber einen Anschlag zu vollüben. Doch plötzlich findet er sich in einem Kampf gegen einen übermächtigen Mann wieder und die Begegnung mit Francoise bringt seine Erinnerung zurück: Er ist, wie die anderen beiden, ein Cyborg (Codename 009) und verfügt über übermenschliche Kräfte. Insgesamt gibt es neun Cyborgs, alle mit unterschiedlichen Kräften und ethnischen/kulturellen Hintergründen. 009 ist der japanische Cyborg und verfügt über Hyperschallgeschwindigkeit.
9 Gefährten
Die neun Cyborgs sind in alle Welt verstreut (u. a. als Agent in England oder als Restaurantinhaber), finden sich aber angesichts der Anschläge wieder zusammen. Mit Ausnahme von Jet, welcher der NSA (National Security Agency) dient. Zu dieser führt auch einer von zwei Hinweisen, die mit den Anschlägen in Verbindungen gebracht werden. Teilweise wurden nämliche amerikanische Waffen (Cruise Missile) genutzt, die auf den Waffenproduzenten Samuel Capital hinweisen. Andererseits berichtet 009, dass er als Joe Shimamura „Seine Stimme“ gehört hat, die ihn zu den Anschlägen gedrängt hat. Während die zusammengekommenen Cyborgs noch darüber debattieren, fliegt jedoch ein B-2 Bomber (Tarnkappenbomber) auf Dubai zu. Seine Fracht: ein Nuklearsprengkopf.
Ein Fest für die Augen
009 RE:CYBORG sticht optisch mit einer ganz besonderen Animationstechnik hervor, die sich perfekt in das futuristische Setting einpflegt. Die Charaktere sind dabei 3D Modelle (CGI), die im nachhinein zu CEL Animationen (bekannt aus Viewtiful Joe oder Zelda: The Windwaker) gemacht wurden. Dadurch wirken sie gezeichnet und „mehr Anime“, als es zum Beispiel bei Appleseed der Fall war. Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist, dass es keine optischen Widersprüche gibt, wenn CGI für die Umgebung oder einzelne Sachen eingesetzt wird. Darunter leiden zum Beispiel die Detektiv Conan Filme (ganz schlimm im Fall von Detektiv Conan Film 16). Hier hingegen trifft Production I.G den Nagel auf den Kopf und liefert dem Zuschauer spannende Kämpfe und gute Action mit grandioser Bildqualität. Hervorzuheben ist hier der Zeitlupenkampf von Joe am Anfang und der Dominoeffekt der fallenden Hochhäuser. Grandios.
Befasst man sich mit der Geschichte und der behandelten Thematik, schwächt sich die perfekte Mischung leider etwas ab. 009 RE:CYBORG hat (zu) viele Ideen und Potenziale, die nicht komplett zur Geltung kommen. So gehen die individuellen neun Cyborgs etwas unter, obwohl gerade hier die Möglichkeit gegeben war, sie einzeln zu beleuchten. Daher wirken die Charaktere zwar interessant, bleiben aber flach und mehr als den Namen und ihre Fähigkeiten erfährt man als Zuschauer nicht. Stattdessen schwenkt der Fokus auf Terrorismus, eine Verschwörung der NSA und göttlichen Willen. Manchmal ist weniger mehr, denn so wird ein großer Teil des Filmes mit Exposition und Reden verbracht, anstatt mit gezeigten Handlungen. Speziell Shotaro Ishinomori als Schüler von Osama Tetsuka sollte die Bedeutung von Animation über Reden kennen. Andererseits erhält man so eine kurze Atempause, bevor es wieder losgeht.
Das Ende
Über 009 RE:CYBORG zu reden, ohne das Ende anzusprechen, geht nicht. Dieses bietet, wie so oft, das Potenzial, den Zuschauer zu spalten. Zum einen kann es angesehen werden als Deus Ex Machina Ende, wo sprichwörtlich durch eine göttliche Fügung alles gut wird und sich die Verantwortlichen aus der Verantwortung stehlen. Zum anderen bietet es viel Interpretationsspielraum in Hinblick auf „seine Stimme“. Hat Gott (?) am Ende durch die Taten von 009 seine Meinung geändert? War das alles so geplant? Oder befinden wir uns im Jenseits? Viele Möglichkeiten, die jeder für sich selbst herausfinden muss.